Die Grenze des CO2 Fussabdruck
Wenn Firmen ihren CO2 Fussabdruck beschreiben, dann höre ich oft: «Das Gebäude ist nur gemietet, da kann ich nichts beeinflussen.» So auch heute als ich mit einem Reiseveranstalter ein Gespräch führte. Firmen, können CO2 intensive Bereiche aus ihrer Bilanzgrenze auslagern. Wenn sie ihre Verantwortung ernst nehmen, wissen sie, dass gerade dort wo die Bilanzgrenze aufhört, die Selbstverantwortung anfängt.
Heute führte ich ein Gespräch mit einem Reiseveranstalter zum Thema CO2 Management. Ein kurzer Blick auf seine Webseite hat mir im Vorfeld gezeigt, dass für Kunden Angebote zur CO2 Kompensation von Flügen oder zum nachhaltigen Reisen buchbar sind. Ein guter Ansatz, denn wer reist, verursacht CO2. Und das ist nun mal das Geschäftsmodell von Reiseveranstaltern: CO2 relevante (Flug-, Bus-, Auto) Mobilität. Somit muss der Kunde zahlen, wenn er sein CO2 kompensieren will. Ob die Flotte, die er mietet, auch auf möglichst geringe CO2 Belastung optimiert wurde, steht hier nicht zur Debatte. Darauf wollte ich wissen, wie es um den CO2 Footprint des Unternehmens steht. Er erzählte mir von einigen Aktivitäten und dass sie ihre Geschäftsflüge kompensieren. Mit der Berechnung der CO2 Bilanz ihres Unternehmens haben sie aufgehört, als die Konjunktur nicht mehr so rosig war. Und seither auch nicht mehr gemacht.
CO2 und das gemietete Gebäude
Auf meine Frage, ob ihr Hauptsitz oder die Niederlassungen in Bezug auf ihren CO2 Ausstoss von seiner Abteilung betreut werden, kam die Antwort, dies sei ja nicht in seinem Einflussbereich, da sie «nur» zur Miete seien. Die Antwort hat mich nicht überrascht. Sie verdeutlicht, dass Firmen, die CO2 intensive Bereiche ausgliedern (Outsourcing) damit gleich auch ihre Verantwortung mitauslagern. Damit können sich Firmen auf den Standpunkt stellen, dass sie bei Mietliegenschaften keinen Einfluss auf die Wahl des Energieträgers für die Wärmeerzeugung oder den Gebäudetyp (z.B. energieeffizientes Gebäude) haben.
Was sie nicht (operativ) beeinflussen können, fällt gemäss internationaler Standards aus der Bilanzgrenze und somit dem Scope. Firmen können sich dies zunutze machen, indem sie CO2 intensive Dienstleistungen einkaufen, statt sie selber zu erbringen. Umso bedenklicher ist die Aussage, wenn man bedenkt, dass der Mutterkonzern mit seinem vorbildlichen nachhaltigen Image im Markt aktiv ist. Wer hinter die Kulissen sehen will, der fragt am besten: «Wo haben sie die Grenze gezogen?». Das Management tut deshalb gut daran, ihre unternehmerische CO2 Bilanzgrenze zu kennen, zu hinterfragen und transparent zu machen.