Mit Schätzen zum Emissionsbericht

Trotz internationalen Vorgaben für die Erstellung eines unternehmensbezogenen CO2 Fussabruck, halte ich einen Bericht einer grossen Versicherung in der Hand, die das Papier nicht wert ist (und die Beraterkosten auch nicht). Das solche schlechten Berichte auch noch zirkulieren, ist für das Image und die Glaubwürdigkeit der Versicherung alles andere als förderlich.

Firmen können eine unternehmensbezogene Treibhausgasbilanz (Emissionsbericht oder Carbon Footprint) erstellen lassen. Sie dient unter anderem als Basis für ihre Klimaschutzstrategie. Ein Kollege hat mir einen dieser Berichte einer grossen Versicherungsgesellschaft zukommen lassen.

Die Standards werden genutzt

Emissionsberichte basieren auf den Richtlinen des GreenhouseGas protocol (GHG) oder denjenigen von ISO 14064. Beide sind sehr ähnlich. In einem ersten Schritt geht es um die Frage, welche Systemgrenze (bezüglich operationeller und organisatorischer Grenze) gewählt wird. Oftmals wird mit einem Standort begonnen (organisatorisch) und Scope 1, 2 und  Teile von Scope 3 (operationell: Energie und Mobilität) gewählt. Das macht Sinn.

Berechnung oder «Be-Schätzung»

In diesem Fall rapportierte die Firma vorschriftsgemäss Emissionen im Scope 1: ihre Anlagen zur Energieerzeugung sowie unternehmenseigene Fahrzeuge.  Aus dem Bericht geht dann jedoch hervor, dass sie nicht einmal Daten liefern konnte, welchen Anteil der Anlagen mit Gas und welcher mit Öl betrieben wird. Auch konnte sie keine auf Fakten basierende Angaben zum Fuhrpark (Kraftstoffkosten, Verbrauch oder Kraftstofftyp) geben.

Die genau Klärung der Emissionen im Scope 2 (eingekaufte Energie) hätte eine Rückfrage bei den Stadtwerken benötigt, um Klarheit über den spezifischen Emissionsfaktor der Fernwärme zu geben. Dieser variert je nach Stadtwerk in Abhängigkeit wieviel Öl sie für die Verbrennung der Abfälle einsetzen. Auch fehlt eine klare Angabe zum eingekauften Strommix.   Und weiter geht’s mit dem muntern Ratespiel und der Anwendung von Durchschnittswerten. Der Pendelverkehr (Aufteilung in ÖV, Auto, etc.) wurde ebenso geschätzt wie die Kilometerzahl pro Mitarbeiter. So geht es munter weiter. Wenig Transparenz und fehlende Quellenangaben reihen sich in diesem Bericht aneinander.

Potentiale für Effizienzsteigerung dank CO2 Management

Das Ziel eines Emissionsberichts ist es, Effizienzpotentiale zu erkennen, Mitarbeiter zu sensibilisieren und Kosten zu senken. Der mir vorliegende Bericht liefert keine Silbe zu diesem Thema. Dazu ist es jedoch auch nötig,  einen Blick aufs Gebäude und die Haustechnik zu werfen.

Erst dann können Potentiale mit den errechneten Zahlen zu einem Massnahmenplan zusammengefügt werden und die Firma kann Reduktionsmassnahmen beschliessen. Es lässt sich also nur hoffen, dass dieser Bericht eine Ausnahme darstellt. Denn so ist dem Thema Carbon Footprint nicht gedient und es wird zum Greenwashing degradiert. Für die Firma ist diese Aktion eine vertane Chance!

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