Der Abt und die Umwelt
Wir besuchten letzten Samstag den ehemaligen Abt eines grossen Klosters in der Innerschweiz. Unsere Frage galt dem Thema: Wie geht ein Kloster mit dem Umweltthema um und sind CO2 Emissionen ein Thema? Die Antwort war eher enttäuschend: «Umwelt ist ein ökonomisches Thema». Das aus dem Munde einer religiösen Gemeinschaft, war doch eher ernüchternd.
Der Nebel hing tief, als wir an der Kirchenpforte vom ehemaligen Abt empfangen wurden. Wir hatten die Gelegenheit einem wichtigen Vertreter eines grossen Klosters mit über 120 Angestellten und ca. 35 Mönche zu treffen, um mit ihm über das Thema Umweltmanagement für Kirchen zu sprechen. In Deutschland können sich Kirchengemeinden und Klöster nach einem Umweltmanagementsystem (der grüne Gockel) zertifizieren lassen. Wie steht der Abt dazu?
Warum Kirchen und Umwelt?
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein wichtiger Auftrag mit dem sich die Kirche zu befassen hat. Nicht nur von der Kanzel herab, sondern auch als Vorbild. Eine Chance auch, identitätsstiftend nach innen und nach aussen zu wirken. Betriebswirtschaftlich relevant und ökologisch bedeutsam auch deshalb, weil Kirchengemeinden haushälterisch mit ihren Ressourcen umgehen müssen.
Denn in ihre Kernaufgabe sollen sie investieren, nicht in kWh und CO2. Viele Kirchgemeinden verfügen über Gebäude, Schulen, Hallenbäder, Anlagen; sie veranstalten Anlässe; kaufen Dienstleistungen und Produkte ein, sind wichtiger Arbeitgeber in der Region und verursachen dadurch positive und negative Auswirkungen auf die Umwelt.
Was meint der Abt dazu?
Wir erläutern ihm, welche Themen im Umweltmanagement betroffen sind und machen ihn darauf aufmerksam, wo er Ansatzpunkte hätte. Interessant für uns waren die vielen Ansatzpunkte und Einflussmöglichkeiten: Eine Schule mit über 200 Schülern. Eine Küche mit 200 Essen jeden Mittag. Eine Käserei, eine Schmiede, ein Gewächshaus, Hallenbad, Laden und die Forstwirtschaft.
Der Abt erzählt uns gerne von ihren Bemühungen mit Sanierungen, dem historischen Erhalt und den hohen Verbräuchen (ca. 650’00 Liter Oel equivalent für Wärme und Warmwasser), die sie nun mit einer Holzschnitzelheizung umweltverträglich zu 2/3 abdecken. Den Strombedarf decken sie aus eigener Produktion. Überschüsse werden verkauft. Das Wissen über den eigenen CO2 Ausstoss ist nicht vorhanden. Angesprochen auf die anderen Themen des Umweltmanagements erläutert er uns an Beispielen, dass auch in einem Kloster verschiedene Interessen aufeinanderprallen.
Umweltmanagement als Chance für eine gemeinsame Kultur
Als Abt, so erzählt er uns, sei er der «Papa» des Klosters. Wenn ER nicht das Licht lösche, dann fällt es keinem auf. Wenn er in der Küche anregt, die Teller doch nicht so heiss vorzuwärmen, empfindet der Küchenchef das als Qualitätseinbusse. Es wird uns schnell klar, auch der Abt wird mit unterschiedlichen Werten und Selbstverständnissen konfrontiert. Er scheint uns etwas frustriert, vielleicht sogar enttäuscht.
Auch in diesem Gespräch erleben wir, dass eine grosse Chance im Umweltmanagement darin liegt, alle Betroffenen zu Beteiligten zu machen und auf einen Weg zu bringen. Nur wenn das Thema zur Chef, pardon, Abt-Sache wird, kann etwas bewegt werden. Es gilt dabei die bestehende Kultur mit dem Thema Umwelt zu ergänzen. Insbesondere mit dem Verständnis, dass jeder einzelne seinen Beitrag dazu leisten kann und muss. Die technischen Lösungen alleine, reichen einfach nicht aus.
Und jetzt?
Wir sind irgendwie etwas desillusioniert, dachten wir doch, dass zumindest im kirchlichen Umfeld das Bewusstsein über Umweltthemen und die eigene Verantwortung in den Grundwerten verankert ist. Wir bleiben auf jeden Fall am Thema dran….